Saudade, Hygge und eine tiefe Sehnsucht: Hotelmanagerin Marita Barth im Interview über die aktuelle Situation, Freiheit & Reisen

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Vila Real de Santo António, 15. April 2020: Wir alle kennen im Moment die große Sehnsucht nach menschlicher Nähe, nach fernen Ländern, nach gemeinsamen Erlebnissen. Nichts scheint im Moment physisch so weit entfernt zu sein, wie der nette Nachbar von nebenan oder die beste Freundin. Geschweige denn der nächste Urlaub oder gar eine Fernreise. Dieses Gefühl kennt Marita Barth auch. Sie ist die Hotel Direktorin des Grand House Algarve. Im Interview spricht sie über die aktuelle Situation, Freiheit und die Zukunft des Reisens.

Sie haben das Grand House Algarve erst im letzten Jahr geöffnet und nun mussten Sie es vorübergehend schließen. Wie geht es Ihnen dabei?

Marita Barth: „Uns geht es, wie ganz vielen anderen Kolleginnen und Kollegen auf der Welt. Wir sind traurig, dass wir in dieser Zeit die Türen nicht für unsere Gäste aufsperren können. Vor allem, weil das Feedback unserer Gäste zu unserem neuen Haus so überwältigend war. Ihnen gefällt der lässige 20er Jahre Stil unseres kleinen Hauses. Mit diesem positiven Schwung wollten wir frisch in die neue Saison starten. Wir hatten bereits ganz spannende Erlebnisse für unsere Gäste ausgearbeitet, um die relativ unentdeckte östliche Algarve vom Blickwinkel der Locals aus zu erkunden. Aber wie sagt man so schön: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Grand Experiences warten auch bis wir wieder geöffnet haben!“

Glauben Sie, dass das Fernweh der Menschen in diesen Zeiten besonders groß ist?

Marita Barth: „Absolut, ich merke das ja schon bei mir selbst. Die Einschränkung der persönlichen Freiheit ist ein ganz seltsames Gefühl. Wir haben in Portugal einen wunderschönen Begriff, der für mich in dieser Zeit eine noch größere Bedeutung bekommt: Saudade! Menschen, die gerne reisen, haben Fernweh, sie sind auf der Suche nach Abenteuern, nach dem Neuen, dem Unbekannten, dem Unentdeckten. Doch es gibt noch einen anderen Antrieb. Menschen reisen auch, weil es sie drängt, etwas wiederzusehen, das sie einmal gefunden haben. Einen Ort, einen Strand, einen Menschen. Selbst Weltreisende, denen alles Stammgasthafte fremd ist, packen ihren Koffer, um einer Erinnerung zu folgen, die tief in ihnen wartet. „Saudade“ steht für das nostalgische Gefühl, eine Sehnsucht stillen zu wollen. Und genau diese ist aktuell besonders stark!“

Was tun Sie im Grand Haus, um das Saudade Gefühl zu befriedigen? 

Marita Barth: „Das Grand House vermittelt bereits beim ersten Betreten ein intensives Gefühl von Verbundenheit. Das wohlige Gefühl, angekommen zu sein. Die Dänen sprechen in diesem Kontext gerne von „Hygge“. Die natürliche Schönheit der östlichen Algarve und das typisch portugiesische Flair lassen das Grand House mit seinem einzigartigen Beach Club im bezaubernden Villa Real de Santo Antonio zu einer Gesamterlebniswelt verschmelzen, an die sich unsere Gäste gerne erinnern. Und in die sie immer wieder zurückkehren möchten. Wir versuchen die Sehnsucht aktuell über unsere Social Media Kanäle zu stillen, in dem wir Bilder aus einer besseren Zeit teilen. Wir wollen unsere Follower damit zumindest auf eine virtuelle Reise nehmen und sie träumen lassen.“

Glauben Sie, dass sich das Reiseverhalten der Menschen ab jetzt grundlegend ändern wird?

Marita Barth: „Das ist eine Frage, die ich mir selbst in den letzten Wochen immer wieder gestellt habe. Ich glaube fest daran, dass der Wunsch, andere Kulturen kennenzulernen und fremde Länder zu bereisen, tief in vielen von uns drinsteckt.

Dennoch: Im Zuge der Klimadebatte hat sich die Grundhaltung zum Fliegen bei vielen bereits geändert. Das könnte sich durch die aktuelle Situation tatsächlich noch einmal intensivieren. Gerade im Geschäftsreisebereich und bei kurzen Wochenendtrips werden sich die Menschen in Zukunft noch mehr fragen, ob es denn wirklich nötig ist, in einen Flieger zu steigen.

Durch MS Teams, Zoom, Skype und die ganzen anderen Tools halten ja aktuell zahlreiche Unternehmen das Tagesgeschäft aufrecht. Wofür noch vor einigen Monaten Millionen von Euro verflogen wurden, muss nun eine virtuelle Konferenz ausreichen. Und es geht. Hieran werden Unternehmen mit Sicherheit auch in Zukunft festhalten und ihre Travel Policies verschärfen.“   

Pressekontakt
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The Storybuilders
Steven Buttlar

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